In der Faszienforschung wird diskutiert, ob wir wirklich gesundheitliche Beschwerden und Schwächen unserer Eltern erben oder ob wir einfach ihre Körperhaltung nachahmen, wie wir vieles unserer
Eltern nachahmen, und dann die gleichen Beschwerden und Schmerzen entwickeln. Wenn wir uns gleich hinstellen wie unsere Eltern, das Gleiche tun wie unsere Eltern, tut es dann auch am gleichen Ort
weh wie unseren Eltern. Logisch, oder?
Was wir über die Augen beobachten, setzen unsere Faszien als formgebendes Organ um und speichern es. Ein Bewegungs- und Haltungsmuster entsteht. Leider meist mehr Haltung als Bewegung, denn in
der Bewegung hat der Körper wenigstens noch die Möglichkeit eigene Erfahrungen zu machen und in seiner ursprünglichen Intelligenz zu bleiben. Die Haltung verfestigt sich schneller, wird zum
Normalzustand, egal wie ungünstig sie anatomisch sein mag. Unsere Faszien sind auch ein Sinnesorgan. Sind sie gleich geformt wie die unserer Eltern, fühlen wir wie unsere Eltern. Wir nehmen uns
und die Welt gleich wahr, wie das unsere Eltern tun. Unsere Eltern haben sich wie wir nicht neu erfunden, ihre Wahrnehmung und Haltung ist auch zu einem grossen Teil übernommen. Das bedeutet,
unsere Gefühle, Gedanken und Schmerzen haben viel mit einer Vergangenheit zu tun, die es so gar nicht mehr gibt. Wir nehmen eine alte Welt wahr - und vor allem als gegeben und normal wahr. Da
Menschen die Welt im Sichtbaren irgendwie ausmachen, halten wir uns von aussen und von innen im gleichen Muster. Diese Muster scheinen sich immer wieder selber als sinnvoll zu bestätigen. Ändern
wir nur leicht unsere Perspektive, wird viel Unsinn sichtbar. Muster, die scheinbar unser Überleben sichern, entpuppen sich als das, was sie sind: Krücken, die gesunde Bewegung verunmöglichen.
Leben ist Bewegung, Bewegung ist Leben. Wo Bewegung ist, geht der Schmerz. Aus Überleben wird Leben.
Neues Wissen wird möglich. Doch nie mehr als Muster, das wir erleiden, sondern als Leben, das sich immer neu öffnet.