Gesunde Bewegung und gesunde Körperhaltung: Viele Experten, die sich grösstenteils einig sind und gegenseitig bestätigen, aber eben nicht immer. Da muss man selber überlegen und ausprobieren, was wohl stimmt. Ich habe nachgedacht, verglichen, ausprobiert und meine CANTIENICA® Schüler haben mir dabei geholfen.
Mit diesem Wissen wage ich mich einmal an eine Art Rundschau über einige Blogbeiträge verteilt – aufgelistet nach Körperregionen von unten nach oben. Wobei man nichts wirklich vereinzelt anschauen kann. Sie werden sehen.
Vorne weg zuerst die Experten, die man kennen sollte und die ich zitiere. Sie beschäftigen sich alle mit der ursprünglichen Anatomie des Körpers und der Mechanik der Bewegung, einige davon noch mit den Adaptationen dieses Systems auf physischen, chemischen und emotionalen Stress. Die Erkenntnisse dieser Experten sind grösstenteils noch nicht in der ärztlichen Ausbildung angekommen. Ihr Arzt zählt also eventuell nicht zu diesen Experten.
Benita Cantieni, Begründerin der CANTIENICA® Methode und Buchautorin: Bei dieser Methode geht es um Länge und Aufspannung. Länge und Aufspannung ist nur zu haben, wenn verkürzende Muskulatur nicht ununterbrochen am Skelett zieht und es verformt. Die grossen, verkürzten und verkürzenden Muskeln müssen lernen zu schweigen, dafür darf die Tiefenmuskulatur an den Start. Das sind alles Kommunikationsexperten, binden ganze Muskel-Faszien-Teams in ihr Tun ein und dirigieren ein Orchester von Muskeln, in dem jeder genau seinen kurzen feinen Einsatz und seine noch viel wichtigeren Pausen kennt. Der Körper dankt es mit intelligenten, stressfreien Bewegungen und viel Platz in den Gelenken. Die gute Botschaft: Schrumpfende Körpergrösse und Schmerzen gehören nicht zum Alter!
Katy Bowman, amerikanische Biomechanikerin, Autorin von «Move your DNA» und anderen Büchern: Katy Bowman unterscheidet Bewegung von Training und Sport. Bewegung ist etwas, was im Alltag natürlich geschehen sollte, mehrere Stunden pro Tag und nicht nur einzelne Stunden pro Woche. Bewegt werden soll alles, was beweglich ist und nichts soll die Beweglichkeit einschränken. Bewegung muss vielfältig sein. Eintönige Bewegungen schaden, egal ob man sie sitzend oder stehend ausführt. Besonders gut gefällt mir der Begriff «Last», den Katy im physikalischen Sinne benutzt. Eine Last ist alles, auf das der Körper mit einer Adaptation reagieren muss. Kurzfristig gehören Lasten und Adaptationen zum Leben und zum gesunden Körper. Langfristige Lasten verändern hingegen Kräfteverhältnisse und Winkel im Körper und es kommt zu Schäden und Schmerzen. Zu den langfristigen Lasten zählen Schuhe, Sitzflächen, weiche Matratzen und Stützen jeder Art, aber auch veränderte Bewegungsmuster nach Unfällen oder Operationen.
Esther Gokhale, Begründerin der Gokhale Method® und Buchautorin: Esther Gokhale orientiert ihre Methode an den Haltungs- und Bewegungsmuster unserer Ahnen, indigener Völker und kleiner Kinder. Ihre Schlüsse aus diesen Beobachtungen unterstützen Benita Cantieni und Katy Bowman voll und ganz. Ihre Publikationen erklären alles mit vielen verschiedenen Bilder, so dass man wirklich sieht, um was es geht. Weiter gefällt mir bei der Methode die Einfachheit – die 8 Schritte können einfach gelernt und umgesetzt werden. Macht man dann noch den Alltag bewegter, wie Katy Bowman es vorschlägt, und geht in regelmässige CANTIENICA®-Trainings, dann steht einem jugendlichen und schmerzfreien Körper nichts mehr im Weg.
Serge Gracovetsky, Bioingenieur und Buchautor: Hier wird es richtig wissenschaftlich. Serge Gracovetsky hat bewiesen, dass nicht Muskeln für die grossen Kraftleistungen im Körper zuständig sind, sondern das kollagene Gewebe (Faszien) mit seinen Rückstellkräften. Der Körper besitzt die Fähigkeit zur Verformung und Instabilität und kann so mit diversen Lasten umgehen. Natürlich ist es notwendig, dass der Körper aus diesen Verformungen wieder in die Aufspannung zurückfindet, denn bleiben die Verformungen wie Vorlasten bestehen, können zusätzliche Lasten nicht mehr kompensiert werden und führen zu Schmerzen und Verletzungen, sagt dann wiederum Katy Bowman.
Christian Larsen, Begründer der Spiraldynamik und Buchautor: Christian Larsen und Benita Cantieni haben sich in ihren Forschungen gegenseitig beeinflusst. Denn zur Aufspannung gehören nicht nur ein intaktes kollagenes Gewebe, sondern auch die spiraligen Verdrehungen der Knochen zueinander und in sich selber, die das kollagene Gebilde unter Zugspannung bringen und so aufrichten. Besonders eindrücklich ist ein Youtube-Video eines Vortrags von Larsen zu den Füssen. Da wird klar, wenn die Füsse keine Aufspannung haben, gibt es gegen oben keine Leichtigkeit und nachhaltige Aufspannung.
Stephen Borges, Begründer der Polyvagal-Theorie und Buchautor, und David Berceli, Begründer der TRE Methode und Buchautor:
Wir haben zwei verschiedene Modi unseres vegetativen (unwillkürlichen) Nervensystems. Den Sympathikus für alle Flucht- und Kampfmuster (Sport, Stress, Anstrengung, Ärger etc.) und den Parasympathikus für alle Regenerations- und Ruhemuster (Verdauung, Reparatur, Erholung, soziale Kompetenzen etc.). Die Prozesse des Parasympathikus werden über den Vagusnerv gesteuert, der im Körper weitverästelt ist. Der Vagusnerv wird neu in zwei unterschiedliche Funktionseinheiten unterteilt: Den Regenerationsmodus (ventraler Vagusnerv), wo wir wirklich entspannt sind, uns sozial verhalten, unser Essen geniessen und gut verdauen können etc. und einen Erstarrungsmodus (dorsaler Vagus), in dem wir uns unter grössten Belastungen festsetzten, wenn keine Möglichkeit zur Flucht oder zum Kampf besteht. Oder nochmal anders gesagt: In einem gesunden Grundzustand besteht das langfristige Überleben aus Regeneration und in Ruhe sich der Nahrungsaufnahme widmen können, der ventrale Vagus hat das Kommando. Das vielleicht im Wechsel mit kurzen Momenten von Unsicherheit, wo unsere Aufmerksamkeit sich vom Essen weg zur Umgebung hinrichtet und sich kurz der Sympathikus meldet. Wird die Gefahr grösser, hängt das langfristige Überleben nicht mehr von Nahrung und Verdauung ab, sondern von Kampf und Flucht, und der Sympathikus übernimmt ganz. Ist nun die Situation so, dass weder Flucht noch Kampf möglich sind – was leider auch in vielen Stress Situationen unseres Alltagslebens vorkommt – übernimmt der Mafiaboss, der entwicklungsgeschichtlich ältere, dorsale Teil des Vagusnervs mit seiner dritten Überlebensstrategie, dem Totstellen. Diese «Ruhe» hat nichts mit der Ruhe der ersten regenerativen Phase zu tun. Hier wird nichts mehr repariert, sondern nur noch mit dem Notstromaggregat am Laufen erhalten. Aus diesem Zustand sollte man wieder herauskommen, was im Tierreich auf zwei Arten geschieht, entweder man wird gefressen oder der Angreifer lässt von einem ab und die ganze Erregung wird durch Schütteln oder Zittern abgebaut, damit das Tier wieder möglichst schnell in den Fress- und Regernationsmodus zurückkann. Beobachtungen aus dem Tierreich legen nahe, dass es eilt mit dem Herunterkommen. Der Erstarrungsmodus hat grosse Nachteile, wenn er zum Dauerzustand wird. Das gilt auch für den Mensch, im Erstarrungsmodus ergeben sich behelfsmässige Anpassungen des ganzen Organismus, die das sind, was wir heute als Krankheiten bezeichnen. In meinen Augen gibt es gar keine Krankheiten, alles sind Anpassungen an den Erstarrungsmodus. Ja, sogar Infektionskrankheiten, denn da findet nun ein Umdenken statt; nicht der Keim ist die Ursache für eine Erkrankung, sondern das Terrain, resp. ein Immunsystem, das darniederliegt, weil Verdauung, Darm und Regeneration im Erstarrungsmodus einfach nicht wichtig sind. Mit TRE (Trauma and Tension Release Exercise) hat David Berceli eine sehr einfach anzuwendende und sehr sichere Methode entwickelt, um den Körper mittels Zittern sanft aus der Erstarrung herauszuführen. Heute würde ich sagen, eine Grundvoraussetzung um auf die Methoden von Benita Cantieni, Katy Bowman und Esther Gokhale auf das Beste ansprechen zu können.
Beeinflusst haben mich natürlich noch viele andere, Faszienspezialisten wie Tom Myers, Robert Schleip, Querdenker wie Dr. John Bergmann und das Ehepaar Liebscher-Pracht, Youtuber wie Strong & Flex und nicht zu vergessen Kurt Mosetter, ein Faszien- und Stoffwechselspezialist, der alles, was ich da geschrieben habe, bestimmt schon kennt, und als interdisziplinärer Teamplayer seinen Patienten und uns zu Gute kommen lässt.
Also, bald geht es weiter mit dem Thema Füsse.